Aus der Kulturgeschichte geplaudert:

Von Brandenburg nach Preußen

Schön der Reihe nach (historisch gesehen):

1626 standen sich Tilly (katholisch) und Ernst von Mansfeld (evangelisch) an der Roßlauer Brücke zur entscheidenden Schlacht gegenüber. Mansfeld unterlag. Roßlau wurde vollständig zerstört. Damit wurde der Weg in Richtung Magdeburg frei. Fürstin Agnes zu Anhalt-Dessau, die zu dieser Zeit auch für Zerbst zuständig war, eilte Tilly entgegen und traf ihn bei Jütrichau und konnte ihn überzeugen, Zerbst nicht zu zerstören, was er dann auch nicht tat. Plünderungen waren trotzdem zugelassen. Hohe Kontributionen folgten. Zerbst war schließlich reich.

Fürstin Agnes ließ sich in der Wüstung Nischwitz ein bescheidenes Fürstenhaus mit Garten und Beethaus errichten. Dem Kriege schuldend, war alles mit tiefen Gräben umgeben. Sie hatte u.a. einen Sohn, den Johann Georg II., der 1659 die Henriette Catharina von Oranien Nassau heiratete, die dann wiederum den bescheidenen Bau ihrer inzwischen verblichenen (10 Jahre vor der Hochzeit) Schwiegermutter in eine komplette Schloßanlage mit Park und Stadt umwandelte und Oranienbaum nannte.

Die Tochter Amalie von Georg und Henriette ist die Stammutter des jetzigen niederländischen Köningshauses.

Soweit zum ersten Teil.

Georg war in Diensten des Großen Kurfürsten Friedrich II. von Brandenburg. Er war mit der älteren Schwester von Henriette verheiratet. Ohne ihn wäre aus Brandenburg nie Preußen geworden und die Niederlanden hätten nicht mehr existiert. Aber das ist eine andere Geschichte.

Der Großen Kurfürst war derjenige, der Paul Gerhardt nach Berlin holte und die Schlacht bei Fehrbellin gegen die Schweden unter Federführung von Georg gewonnen hat (1675!). Die Schweden hatten dann die Nase so voll, daß sie es erst im Nordischen Krieg (Karl X., 1702) wieder wagten, erfolglos nach Preußen zu schauen.

Kurfürst hatte einen Sohn: Kurfürst Friedrich III., den seine Mutter als Baby vom Tisch fallen ließ. Seit dem lahmte er etwas. Der krönte sich selbst in Königsberg zum König Friedrich I. in Preußen (seine Frau hieß Charlotte = Charlottenburg in Berlin). Sohn vom I. ist Friedrich Wilhelm I. = Soldatenkönig = Vater von Friedrich II., der Große = Alter Fritz. Wegbegleiter des Großen war Katte. Beide hatten die verhängnisvolle Flucht nach England vorbereitet.

Bernhard Hagedorn
Möhlau, den 12.05.00


Kulturgeschichte


Stand: 11.10.2000
document copyright © Bernhard Hagedorn