Aus der Kulturgeschichte geplaudert:

Fürstenhäuser zum "Anfassen"

Vier Töchter des Friedrich Heinrich, seines Zeichens Statthalter des Hauses Oranien und seiner Frau, Anna von Solms-Braunfels, waren es, die Mitte des 17.Jahrhunderts nach Deutschland heirateten. Die Älteste ging nach Preußen und wurde die Frau des Großen Kurfürsten. Die Dritte kam nach Dessau, um Johann Georg II. zu ehelichen. Alle vier Töchter gründeten einen Ort, den sie nach ihrer Herkunft "Oranien" tauften. So entstanden u.a. Oranienburg bei Berlin und unser Oranienbaum. Lange ist dies her. Wir wissen heute, daß das Haus Oranien Reichtum und wirtschaftlichen Aufschwung den Häusern Brandenburg und Anhalt-Dessau nach dem verheerenden 30jährigen Krieg brachten und den Ruhm der Fürstenländer begründeten.

Lange schliefen beide Städte einen Dornröschenschlaf. Das Schloß in Oranienburg war gar über längere Zeit Kaserne. Ja, bis denkmalbewußte Bürger und Freunde alter Kunst und Kultur den historischen Wert wieder entdeckten. Was inzwischen aus Oranienbaum geworden ist, können wir täglich mit Bewunderung erleben. Ein barockes Kleinod für sich. Jeder Tourist ist vom Anblick der einmaligen, insich geschlossenen Anlage von Park, Schloß und Stadt begeistert. Was aber ist aus Oranienburg geworden? Allgemein ist bekannt, daß beide Städte die gleichen Wurzeln haben. Mehr aber oftmals nicht. Neugierig waren wir alle. Der Zufall kam zu Hilfe. Eine Einladung aus der Stadt bei Berlin kam ins Haus. Eine Ausstellung in Anwesenheit der Niederländischen Königin sollte im frisch restaurierten Schloß eröffnet werden. Einen Tag später gab es dann die Möglichkeit, den Landkreis Anhalt-Zerbst und Oranienbaum vorzustellen. Wie kann man das am besten? Mit historischen Persönlichkeiten natürlich! Und so zogen Johann Georg II. von Anhalt-Dessau nebst Gattin Henriette Catharina von Nassau-Oranien und Tochter Amalie zu ihren Verwandten, um nach 300 Jahren wieder mal einen Plausch zu machen. Freudig konnte das Paar die älteste Enkelin des berühmten Statthalters Wilhelm I. von Oranien in den prächtigen Räumen des Schlosses begrüßen.

Die Ausstellung , die die Beziehungen zwischen Brandenburg und Anhalt-Dessau in eindrucksvoller Weise zeigt, kann nur begeistern. Ein Besuch lohnt sich. Die Verdienste Georg II. um Brandenburg sind nicht zu verkennen. Er legte mit seinen Aktivitäten und seiner Diplomatie den Grundstein für das späteren Preußens. Sein Sohn, der als Alter Dessauer in die Geschichte einging, setzte diese Tradition fort.

Und Amalie? Es ist das Verdienst der Eltern, besonders der Mutter, daß sie den Sohn Heinrich Kasimir ihrer Tante Albertine Agnes von Nassau-Dietz heiratete. Sie beide sind die Stammeltern des jetzigen Königshauses der Niederlanden. Toll zu wissen, daß Oranienbaum in dieser Linie zu sehen ist.

Fürstenhäuser zum Anfassen? Ja. Georg II. und Tochter Amalie heißen im "normalen" Leben Bernhard und Birgit Hagedorn. Beiden hat es sehr viel Spaß gemacht, in historischen Kostümen die Geschichte um Dessau und Oranienbaum für die Randberliner und ihre Gäste greifbarer zu machen. Viel Aufsehen haben beide im Beisein anderer Persönlichkeiten erregt.

Toll war es, anstrengend und schön.

Bernhard Hagedorn
Möhlau, den 14.11.99


Kulturgeschichte


Stand: 11.10.2000
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